Nara (奈良) ist für japanische Verhältnisse eine etwas kleinere Stadt mit „nur“ 400.000 Einwohnern, trotzdem noch fast so groß wie Dresden! Die Stadt liegt zentral auf der Insel Honshu, nicht weit von den bekannten Attraktionen Osaka und Kyoto entfernt. Nara ist zudem die Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur (eine japanische Provinz) und war jahrelang die Hauptstadt Japans.
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Was möchtest du über Nara wissen?

Reisende zieht es meist nach Nara wegen des größten Holztempels der Welt, nämlich des Todai-ji. Außerdem natürlich wegen der vielen Shinto-Schreine (Schrein oder Shrine ist eine Art heiliges Tor) des Kasuga-Taisha Tempels. Beide stehen auf der japanischen Liste des UNESCO-Welterbes und sind Must-see-Sehenswürdigkeiten in Nara. Und vergiss natürlich nicht die zahmen wilden Hirsche, die überall durch die Stadt laufen und höflich vor dir verbeugen!

Die Sehenswürdigkeiten von Nara

Nara ist eine Stadt mit Status, die lange Zeit als Hauptstadt Japans fungierte. Heutzutage ist es eine der beliebtesten Attraktionen in der Umgebung von Kyoto und Osaka, da es einfach innerhalb von 30-60 Minuten mit den JR-Zügen zu erreichen ist. Das Schöne an den folgenden Top 5 Sehenswürdigkeiten ist, dass alles an einem Tag zu Fuß zu sehen und zu machen ist. Sie liegen nämlich alle im Nara-Park, bis auf den Horyu-ji Tempel, dafür musst du kurz den Bus nehmen.

#1 Todai-ji Holztempel

Noch nie in meinem Leben habe ich etwas so Großartiges aus Holz gesehen. Der Todai-ji Tempel ist gigantisch! Die Holztüren lassen Menschen wie wimmelnde Ameisen aussehen, die alle nach innen fliehen. Der Todai-ji war bis 1998 das größte Holzgebäude der Welt. Heutzutage ist das immense, aus Zypressenholz gebaute Odate Jukai Dome Baseballstadion das größte und bald das niederländische Bauprojekt „Dutch Mountains“ bei Eindhoven.
So imposant der große Todai-ji jetzt auch sein mag, seine Vorgänger, die leider durch einen großen Brand zerstört wurden, waren etwa 30% größer! Der heutige Tempel stammt aus 1709, aber die erste Konstruktion war bereits 743 im Auftrag von Kaiser Shōmu begonnen worden. Beeindruckendes Handwerk in großer Höhe zu einer Zeit ohne gigantische Kräne!

Der Tempel ist nicht nur sehr groß, sondern auch das Hauptquartier der japanischen Kegon-Schule für Buddhismus. Auch deshalb findest du dort die größte Daibutsu der Welt, eine gigantische Bronzestatue des Buddha Vairocana. Die Statue ist 14,98 m hoch, hat Augen von 1,02 m und von Schulter zu Schulter misst sie 28 m.
Eine bizarre Tatsache über den Tempel ist, dass Archäologen im Knie der großen Daibutsu allerlei Samurai-Schwerter, Perlen, Schmuck, Spiegel und einen Menschenzahn gefunden haben. Sie vermuten, dass diese Gegenstände und der Zahn alle von Kaiser Shōmu stammten.

#2 Kasuga-Taisha Schrein und Tempel
Nach dem gigantischen Holztempel dachte ich, alle Spektakel in Nara gesehen zu haben. Aber dann kam der Kasuga-Taisha Tempel im Urwald auf meinen Weg. Es ist der Nummer-eins-Schrein in Nara und stammt aus der Zeit der Stadtgründung.

Der Kasuga-Taisha Schrein ist vor allem berühmt für seine vielen Laternen, die von Gläubigen und Spendern geschenkt wurden. Du findest sie buchstäblich überall auf dem Tempelgelände und auch drumherum. Bist du im Februar oder August dort, dann kannst du das Laternenfestival miterleben, bei dem die Mönche alle Laternen anzünden. Das muss ein magischer Moment sein, den ich selbst leider noch nie erleben durfte.

Trotzdem denke ich, dass der Haupttempel, der einen kostenpflichtigen Eintritt hat, nicht der spektakulärste ist. Läufst du drumherum, dann kommst du nämlich in eine Art Korridor durch den Urwald, der beiderseits voller steinerner, uralter Laternen steht, die vollständig mit Jacken und Mützen aus grünem Moos bedeckt sind. Großartig, um hier Fotos zu machen! Rechne damit, dass es dort immer sehr voll ist und ich großes Glück hatte beim Machen des obenstehenden Fotos ohne Menschen. Dieses Glück kam dadurch, dass der Regen hart auf uns niederprasselte, was mich als Deutschen natürlich nicht stört.

Was schön an diesem Tempel ist, ist dass die berühmten Shika-Hirsche einfach herumlaufen (sie hüpfen buchstäblich quer durch die Tempel hindurch). Sie sind zahm, aber trotzdem wild, also pass besonders bei kleinen Kindern auf, denn sie wissen, dass diese meist Essen bei sich haben.

#3 Nara-Park mit allen Hirschen
Die oben genannten Tempel und noch viele andere Schreine wie zum Beispiel der Kofuku-ji, die Ukimi-do Halle, Tamukeyamahachimangu, Nigatsu-do plus das Nara National Museum findest du alle im Nara-Park. Aber auch 1360 wilde Bambi-Hirsche, die vor dir verbeugen. Außerdem darfst du ihnen spezielle Hirsch-Kekse füttern, die sie nur allzu gerne fressen.

Wir konnten nicht genug von den markanten, aber lieben Hirschen bekommen. Trotzdem musst du ein bisschen aufpassen, da es einfach wilde Tiere sind. Deshalb stehen dort auch überall Warnschilder.

#4 Horyu-ji Tempel
Der Horyu-ji ist der einzige Tempel in unseren Top-Sehenswürdigkeiten von Nara, der nicht im Nara-Park liegt. Der Tempel liegt auf der anderen Seite des Bahnhofs und kann am besten auf der Rückreise nach dem Park besucht werden.
Der Horyu-ji ist das älteste Holzgebäude der Welt und stammt aus dem Jahr 660 und wurde im Auftrag von Prinz Shotoku Taishi gebaut. Vor allem die wunderschöne fünfstöckige Pagode mit einer Höhe von 32,45 m ist sehr imposant. Diese Pagode ist sogar noch etwas älter und stammt aus 594. Leider wurde durch einen Brand 1949 fast das gesamte ursprüngliche Gebäude zerstört. Selbst nach der Restauration steht dort nur noch 15-20% des ursprünglichen Komplexes. Cooles Detail: Das Gebäude ist ganz in traditioneller japanischer Holzbauweise ohne Verwendung von Nägeln, Schrauben oder Leim gebaut (zirkuläres Bauen kann hier noch etwas lernen).
#5 Nara National Museum
Mehr über den Buddhismus und Nara wissen? Dann besuche das Nara National Museum. Dieses alte Museum stammt aus 1889 und enthält die größte Sammlung buddhistischer Reliquien wie Statuen, Gemälde, Gebetsrollen und andere zeremonielle Objekte. Außerdem gibt es im Herbst immer eine spezielle Sammlung, die sich auf den Todai-ji Tempel konzentriert.
Die schönsten Aktivitäten in Nara schon von zu Hause aus buchen
Übernachten in Nara
Wir raten davon ab, in Nara zu übernachten, falls du begrenzte Zeit hast. Das liegt daran, dass du die coolsten Sehenswürdigkeiten an einem einzigen Tag besichtigen kannst. Nara ist nämlich super einfach von Osaka oder Kyoto aus innerhalb einer knappen Stunde mit dem Zug zu erreichen. Danach kannst du vom Bahnhof aus innerhalb von 15 Minuten zum Nara-Park laufen.
Hast du mehr Zeit und möchtest trotzdem in Nara übernachten, dann empfehlen wir die folgenden zwei Unterkünfte. Für einen Budget-Schlafplatz das NARA Visitor Center and Inn und für einen luxuriösen Schlafplatz das Onyado Nono Nara Natural Hot Spring. Beide liegen auf der guten Seite des Zentrums, nicht weit vom Nara-Park entfernt.

Ein Stück Geschichte von Nara
Kaiserin Genmei gründete die japanische Stadt Nara um das Jahr 600. In der Nara-Präfektur gab es verschiedene große Städte, die als Hauptstadt Japans fungierten, wie Asuka-kyō, Fujiwara-kyō (zwischen 694–710) und Heijō-kyō (um 710–784). Nach dieser Zeit übernahm Nara die Aufgabe als Hauptstadt Japans, jedoch kam der heutige Stadtname erst später.
Die Stadt hatte ein rechteckiges Straßenmuster (vergleichbar mit Mannheim oder Karlsruhe). Das kommt daher, dass der Stadtplan auf der damaligen Hauptstadt Chinas basierte. Der kaiserliche Palast stand am nördlichen Ende, genau wie in vielen chinesischen Städten, zum Beispiel wie in der Verbotenen Stadt in Peking.
Der westliche Teil der Stadt wurde jedoch nie ganz so gebaut, wie man es im Vorhinein gedacht hatte. Das kam daher, dass die Stadt bereits zu groß war und erst weiter wachsen musste. Leider ist das nie passiert, weil die Einwohnerzahl nicht viel zugenommen hat. Obwohl der Bau für das große Nara bereits begonnen hatte, wurden einige Teile/Stadtteile nie fertiggestellt. So kannst du dort den völlig verlassenen Vergnügungspark „Nara Dreamland“ finden, der nie geöffnet war. Ziemlich creepy.
Klima in Nara
Das Wetter in Nara ist vergleichbar mit dem von Kyoto oder Osaka und Zentral-Honshu. Im Winter ist es kälter und liegen die Temperaturen um die 0-10 Grad Celsius. Im Sommer liegt das Quecksilber jedoch deutlich höher und sind die Temperaturen tagsüber durchschnittlich um die 30 Grad, während es nachts auch noch angenehm ist mit Temperaturen um die 20-25 Grad.
Also wenn du nach einer Stadt mit schönem Wetter im Sommer suchst, ist Nara ein echter Geheimtipp. Die vielen Parks machen es zu einer attraktiven grünen Stadt mit schöner Sonne. Schau hier für mehr Details über das Klima in Japan oder hier für die beste Reisezeit pro Monat.

Einzigartige Erfahrungen: Meet the Locals
Nara ist eine kleine Stadt, durchdrungen von Tempeln, aber da ist mehr. Wenn du mal genug Tempel und Pagoden gesehen hast, ist es vielleicht Zeit für etwas Neues, etwas was nur die Einheimischen kennen und machen.
#1 Naramachi Karakuri Toy Museum

Dieses alte Spielzeugmuseum ist nicht mit dem National Museum von Nara zu vergleichen. Das kleine, aber charmante Gebäude aus 1890 liegt etwas versteckt im Herzen der Stadt. Willst du mehr wissen, was japanische Kinder vor dem Smartphone und TikTok machten? Hier entdeckst du einen Schatz an nostalgischem und mechanischem Spielzeug und staunst über die enorme Kreativität und gleichzeitig das japanische Handwerk. Du findest hier etwa 600 verschiedene Arten von Spielzeug. Achtung! Das Museum ist klein und sehr lokal.
- Freier Eintritt!
- Mittwochs geschlossen!
- Website: https://karakuri-omochakan.jimdofree.com/
- Standort: 7 Inyocho, Nara, 630-8338, Japan (10 Minuten zu Fuß vom Bahnhof Nara)
#2 Sake-Fans aufgepasst: Izumi Yusai

Sake, den du noch nie zuvor probiert hast. Hier hast du die Auswahl aus 120 verschiedenen Sake-Sorten, alle lokal gebraut in 29 verschiedenen Brauereien. Die Chance, dass du einen davon erkennst, ist gleich null. Lass dich deshalb mal von einem Abend Sake-Verkostung überraschen!
- Adresse: 22 Nishiterabayashicho, Nara
- Donnerstags geschlossen!
- Standort: 22 Nishiterabayashicho, Nara, 630-8372, Japan (10 Minuten zu Fuß vom Bahnhof Nara)
#3 Sakura Burger
Dieses kleine Restaurant steht in den Top 100 Burger-Spots in Japan. Du kannst hier neben einem Burger auch Hotdogs, Sandwiches und Snacks genießen. Du kannst sogar die Toppings wählen, die von 120 Yen bis 500 Yen variieren. Preise für einen Burger liegen zwischen 1.000 und 2.000 Yen pro Burger oder 3.000 Yen für einen mit Wagyu. Die Burger sind so schmackhaft, dass du fast vergisst, dass das Restaurant vor ein paar Jahrzehnten in der Zeit stehen geblieben ist.
- Öffnungszeiten: 11:00 bis 20:00
- Mittwochs und donnerstags geschlossen!
- Website: https://sakuraburger.com/menu_en/
- Adresse: 6-6 Higashi-muki Kita-machi, Nara (1 Minute vom Kintetsu Nara Bahnhof)
What’s next?
Die zentrale Lage von Nara auf der Insel Honshu macht es zu einem attraktiven Stopp auf fast jeder organisierten Rundreise durch Japan. Schöne Stopps, die du nach Nara besuchen kannst, sind das nahegelegene Osaka, Kyoto, Kobe, Himeji, Okayama und Naoshima, die alle 1-2 Stunden Fahrt von der Stadt entfernt liegen.
Häufig gestellte Fragen zu Nara-Reisen (FAQ)
🌶️ Was sind die beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Nara?
Die beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Nara findest du meist im Nara-Park. So findest du dort den gigantischen Todai-ji (Holztempel), Kasuga-Taisha, Kōfuku-ji, Wakakusa und das Nara National Museum. Alles Must-see-Spots, die du einfach an einem Tag besichtigen kannst. Andere coole Gebäude sind die Horyu-ji Pagode und der Heijō-Palast und was davon übrig ist. Mehr Informationen über die schönsten Sehenswürdigkeiten von Nara findest du hier.
📷 Ist Nara an einem Tag zu besuchen?
Nara ist eine kleine Stadt im Vergleich zu anderen bekannten Städten wie Kyoto oder Osaka aus der Umgebung. Wir können dir empfehlen, nicht in Nara zu bleiben, sondern es als Tagesausflug von Kyoto, Osaka oder Kobe aus zu besuchen. Mit dem Zug bist du schon innerhalb einer Stunde dort und ein Tag reicht für die Top-Sehenswürdigkeiten.
🦌 Verbeugen sich die Sika-Hirsche im Nara-Park?
Die Sika-Hirsche im Nara-Park verbeugen sich tatsächlich vor Besuchern. Das wurde ihnen von den Mönchen beigebracht, die sie fütterten und immer vor dem Geben von Futter eine Verbeugung machten. Die Sika-Hirsche haben diesen Brauch übernommen und nicken nun lieblich mit dem Kopf zu jedem Besucher in der Hoffnung auf etwas Futter.
🌤️ Was ist die beste Reisezeit für Nara?
Wie fast überall in Japan ist der Frühling oder Herbst die schönste Zeit, um Städte und die Natur zu besuchen. Aber Nara wird dich auch sicher nicht mit Schnee oder voller Sonne im Sommer enttäuschen. Für uns hat keine Jahreszeit wirklich eine Präferenz für diese Stadt. Du kannst hier mehr über die beste Reisezeit für die Region lesen.
Wie komme ich am besten von Osaka nach Nara?
Von Osaka fährst du am besten mit der JR Yamatoji-Linie direkt zum JR Nara Bahnhof (45 Minuten) oder mit der Kintetsu Nara-Linie zum Kintetsu-Nara Bahnhof (35 Minuten). Beide Bahnhöfe liegen etwa 10-15 Gehminuten vom Nara-Park entfernt.
Kann ich die Rehe in Nara das ganze Jahr über sehen?
Ja, die etwa 1.200 Sika-Hirsche leben ganzjährig frei im Nara-Park. Sie sind das ganze Jahr über aktiv und freundlich zu Besuchern. Im Herbst während der Paarungszeit können die männlichen Hirsche jedoch etwas aggressiver sein.
Wieviel kosten die Hirsch-Kekse in Nara?
Die speziellen Shika-Senbei (Hirsch-Kekse) kosten etwa 200 Yen für ein kleines Bündel von 8-10 Keksen. Du kannst sie an verschiedenen Ständen im Nara-Park kaufen. Füttere die Hirsche nur mit diesen offiziellen Keksen und niemals mit anderem Essen.
Dieser Artikel wurde geschrieben von: Raoul de Boer und erweitert von Marco Logmans